Richard Barnes

Vita

Die Arbeiten des in New York lebenden Fotografen Richard Barnes wurden in Einzelausstellungen in Institutionen wie dem Museum of Photographic Arts in San Diego, dem Carnegie Museum of Art in Pittsburgh, dem Carpenter Center der Harvard University, dem Cranbrook Academy of Art Museum und dem University of Michigan Art Museum gezeigt. Seine Werke befinden sich in zahlreichen öffentlichen und privaten Sammlungen, darunter das Museum of Modern Art, das Metropolitan Museum of Art, das Whitney Museum of American Art, das Boston Museum of Fine Arts, das Cleveland Museum of Art, das Philadelphia Museum of Art, das San Francisco Museum of Modern Art und das Hirshhorn Museum and Sculpture Garden. Barnes hat zahlreiche Vorträge gehalten, unter anderem an der Graduate School of Design der Harvard University, der Parsons School of Art and Design in Manhattan und dem San Francisco Museum of Modern Art. Er war außerordentlicher Professor/Gastkünstler am San Francisco Art Institute und hat am California College of the Arts in San Francisco unterrichtet.
Barnes erhielt den Rome Prize 2005-2006 und seine Fotografien der Hütte von Ted Kaczynski, auch bekannt als der „Unabomber“, wurden 2006 auf der Whitney Biennale ausgestellt und mit dem Alfred Eisenstaedt Award for Photography ausgezeichnet. 2009 erhielt er den Sidman Fellow for the Arts des Institute for the Humanities der University of Michigan. Im Jahr 2010 absolvierte er ein Stipendium von Lightwork/Syracuse University. 

Übersehen 

Digitaldruck auf Papier, 2023 (derzeit im Museum ausgestellt)

Der amerikanische Fotograf Richard Barnes war 2023 Artist in Residence des Kranich-Museums. Bei der Erkundung der Landschaft um Hessenburg entdeckte er die Hochstände/ Hochsitze und sieht sie als Überschneidungspunkt seines fortwährenden künstlerischen Interesses an Anthropologie, Archäologie, Architektur und dem Verständnis des Menschen in seiner Beziehung zur Natur und zu anderen Spezies.
Unscheinbare Elemente, schlichte Konstruktionen in der Landschaft, verborgen im Dickicht, zum Wald gehörend oder diskret versteckt an seinen Rändern, an den Übergangszonen zu großen Lichtungen, Wiesen und wilden Äckern. Unbeachtet und oft übersehen, definieren sie Übergänge und Grenzen. Barnes Kamera übersieht sie nicht, sondern blickt sie an, in sie hinein und aus ihnen heraus. Etwas Unheimliches geht von diesen Bauten aus. Assoziationen von Black Box, Wachturm, Verborgenem, Verbotenem stellen sich ein. Wer mag dort warten? Ihre Erbauer bleiben so anonym wie die Jäger und ihre Beute. Neugierig und geheimnisvoll, poetisch und einfühlsam ziehen seine Fotografien den Betrachter in das Spannungsfeld Mensch-Ding-Natur.
Übersehen ist eine Sammlung von Fotografien, die Barnes' unverwechselbare künstlerische Stimme mit den Besucher*innen des Kranich Museums teilt. In der Konsistenz seiner Bilder werden die Stimmen ihrer anonymen Erbauer erkennbar. Unwillkürlich klingen in Übersehen die Bilder der deutschen Fotografen Bernd und Hilla Becher an, die den Niedergang amerikanischer Industriestandorte festhielten, während Barnes' amerikanische Wahrnehmung dieses eindeutig deutsche Sujet reflektiert. Barnes geht in seiner Serie noch einen Schritt weiter und untersucht, wie die Zeit diese Architekturen verändert, wenn sie in die Landschaft zurückkehren.